Dienstag, 9. Juli 2013

Flirt oder Streitigkeiten (Krimitanten4)

Kapitel 4

Flirt oder Streitigkeiten

Doris rauchte bereits ihre dritte Zigarette, begann nervös mit dem Fuß zu wippen und schaute zum wiederholten Mal auf ihr Handy, um Erstens zu sehen, wie lange sie schon wartete und Zweitens, ob nicht eine Nachricht bezüglich Ihrer Verabredung gekommen war. Aber nichts dergleichen und es war schon später als der abgemachte Zeitpunkt. Sie sah sich besorgt um und trank den letzten Schluck ihres Espressos. Jill war nie unpünktlich, im Gegenteil. Eigentlich war sie diejenige, die als Erste am Treffpunkt erschien. Sie waren heute zur Mittagszeit auf einen Kaffee verabredet gewesen, im Café neben dem Grandhotel, in dem Doris einst gejobbt hatte und in dem auch der erste Kontakt mit Inspektor Peter zustande gekommen war, dem Chef des Sicherheitsdienstes vom Grandhotel. Da dort ziemlich viele Berühmtheiten ein- und ausgingen, Stars und Starlets aus der Film- und Musikbranche, ebenso wie Politiker und Profisportler wurde der Sicherheitsdienst sehr beansprucht und kuriose Fälle gehörten zum Alltag.

Und trotzdem entging es Peter nicht, wenn Eine der „Krimitanten“ sich im oder um das Hotel aufhielten. Das Café war seit dem 1. Tag ihrer Begegnung sein Lieblingsplatz für Pausen. Die Kameras rund um das Hotel fingen auch einen kleinen Blickwinkel des Eingangs- und Außenbereiches des Cafés ein. Es war schließlich nicht so, dass er die ganze Zeit die Bildschirme der Überwachungskamera im Blick hatte oder das er nur darauf warten würde, das eine seiner Damen, wie die Kollegen lästerten, auftauchten. Dennoch war Doris ihm sofort aufgefallen, als er von dem Dienstplan, den er gerade ausarbeitete, aufblickte und er bemerkte gleich ihre nervöse Erwartungshaltung. Auch kam ihm im selben Moment Jill in den Sinn, da die beiden sich dort öfter trafen, und er konnte sich denken, dass Doris nicht auf ihre neueste Eroberung wartete, sonst würde sie sich lässiger verhalten.

Doris wollte sich gerade erheben, als Peters Schatten auf das kleine runde Tischchen fiel und sie sich gegenseitig schmunzelnd taxierten. Während sich Peter ungefragt gegenübersetzte, ließ sich Doris zurück auf den Stuhl fallen. „Na, können Dich Deine Kampfdackel von ihrem Promikrimidinner denn für ein Kaffeepäuschen entbehren?“ fragte sie mit schiefem Lächeln kokett und drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. „Und du?“ entgegnete er schlagfertig, „wieder auf den neuesten Tratsch aus?“ „Pfff“ stieß sie genervt die Luft durch die Zähne, „Du weißt genau, dass ich nicht von der Yellow-Press bin und Frauenmagazine verabscheue.“ Er lächelte entschuldigend und sie fragte knapp: „Auch einen Cappuccino?“ Als er zur Bestätigung nickte, gab sie dem Barmann Handzeichen zur Bestellung. „Wirst Du Deinen Espressos untreu?“, scherzte Peter, woraufhin sie aufseufzte, auf die leere kleine Tasse wies und bemerkte, dass sie schon Drei getrunken und ebenso viele Zigaretten geraucht hätte. Sie bot ihm auch eine Zigarette an, indem sie ihm die offene Schachtel entgegen hielt und sich selbst Eine zwischen die Lippen schob. Aber er hob abwehrend die Hände und ergänzte: „Ich versuche schon seit längerem weniger zu rauchen und du solltest auch ein wenig mehr auf Deine Gesundheit achten.“ Sie hob eine Augenbraue, steckte sich die Zigarette an, sog tief ein, hauchte ihm provokant eine kleine Wolke entgegen, beugte sich verführerisch über den Tisch, bot ihm dabei einen tiefen Einblick auf die gebräunte Haut ihres Ausschnittes und raunte ihm frech zu: „Als wir noch regelmäßig im Bett landeten war das noch kein Thema?!“ Er brummte abschätzend widerwillig und gab nur leise gehässig von sich: „Die Zigarette danach hat dich also zur Kettenraucherin gemacht, wie? Zu blöd, das es immer eine andere Sorte ist.“ Er hatte es kaum ausgesprochen, da fuhr er mit einem Schmerzenslaut zusammen, als sie ihn reflexartig gegen das Schienbein trat. Er verkniff sich eine weitere Bemerkung, da der Barmann ihnen ihre Cappuccinos brachte. Auch wenn ihre gemeinsame Affäre nur ein kurzes Schauspiel gewesen ist, gingen sie miteinander um, wie ein altes Ehepaar. Doris freizügige Freizeitbeschäftigungen ärgerten ihn und er konnte jedes Mal rasend vor Eifersucht werden. Dank ihres Journalistenberufes war sie immer im Mittelpunkt des alltäglichen Geschehens unterwegs und sie konnte keinem durchtrainierten attraktiven Gesprächspartner widerstehen. Es gab kaum eine Nacht, die sie allein verbringen musste. Sie konnte und wollte sich aber auch nicht festlegen oder binden und das war dann auch der Grund für das Scheitern ihrer kurzen aber leidenschaftlichen Liebschaft gewesen. Während Ihnen die italienische Kaffeespezialität vorgesetzt wurde und der Barmann die benutzte Tasse abräumte, kam Peter wieder ihr eigentliches Thema in den Sinn und er wechselte das Thema mit der Frage nach Jill.

„Mach Dir keine Hoffnung!“, zog Doris ihn auf, „Jilly-Maus ist gerade Feuer und Flamme für einen echten Kommissar der Sonderermittlung, sie hat sich sogar einen Aushilfsjob in seiner Abteilung besorgt.“ Sie lächelte selbstzufrieden und zog genüsslich an ihrer Zigarette. Er schüttelte ungläubig mit dem Kopf, zog die Stirn in Falten, äußerte sich aber nicht dazu, sondern nahm erst mal einen Schluck Kaffee. „Sie war gerade heute morgen bei ihm, für eine Schreibarbeit und ich wette mit Dir, darüber hinaus hat sie unsere Verabredung vergessen“, vermutete Doris. „Sie ist eher ein gerissener Fuchs als eine kleine Maus“, schnaubte er belustigt. „Unser Rotfuchs würde sich aber trotz allem telefonisch abmelden, wenn ihr etwas dazwischen gekommen wäre, und wenn es sich hierbei nur um einen Flirt handeln würde“, gab Doris zu Bedenken. „Habt ihr gerade zurzeit einen Fall laufen?“ erkundigte sich Peter. „Nichts weltbewegendes“, winkte Doris ab und horchte dann auf, „Aber falls sie auf einer frischen Fährte ist …“ Und Peter ergänzte: „Dann ist keine von Euch Krimitanten mehr zu retten oder halten.“ Daraufhin boxte ihn Doris scherzhaft in die Seite. „Sei doch nicht immer so brutal zu mir“, beschwerte sich Peter gespielt entrüstet. „In anderen Situationen hat es Dir gefallen“, erinnerte sie ihn daraufhin verwegen. „Bei Dir geht es wohl immer nur um …“, begann Peter, aber führte den Satz nicht zu Ende und räusperte sich nur. „Na, dann sei dem roten Bürofuchs ihr frisches Liebesglück vergönnt“, sagte er stattdessen.

„Euer damals angeblich entführte Hoteldirektor ist übrigens gerade ins Ausland versetzt worden“, erzählte er unvermittelt. „Euer?!“ protestierte Doris, „Dein Arbeitgeber! Und warum sollte mich das interessieren?“ Peter lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander, schürzte die Lippen und berichtete weiter: „Er hat seinen untertänig-schleimigen Pagen mitgenommen, der Jill immer hinterher hechelte. Ich vermute sogar, dass illegale Geschäfte im Spiel sind. Der hochgelobte Direktor soll die Hotelkette im Osten erweitern.“
Doris lachte dreckig und meinte boshaft: „Vielleicht mit angebautem Bordell? Die hübschen Russinnen sollen ja starke Konkurrenz für den Westen sein und nach seinem glücklosen Ausrutscher mit dem Zimmermädchen, die ihn eingesperrt hatte und das Gerücht entstand, er sei entführt worden …?!“

Plötzlich erwachte das Funkgerät an Peters Gürtel zum Leben, piepte kurz und darauf folgte ein Knacken und Rauschen. Als er sich mit einem knappen „Ja“ meldete, erntete er ärgerliche und schiefe Blicke von allen Seiten. „Fundsache im Möbellager, bitte sofort kommen“, kam es abgehakt aus dem Gerät. „Alles klar, bin auf dem Weg“, gab Peter zurück und sprang auf, griff nach seiner Geldbörse, aber Doris hielt seinen Ärmel fest: „Lass stecken, mein Tratsch bringt mehr ein, als euer Sicherheitslohn.“ Er lachte verlegen und suchte nach Worten für eine Verabschiedung: „Dank Dir! Wir … äh … sehen/ hören/ lesen voneinander?“ Sie gab ihm einen schelmischen Klapps auf den Po. „Wir laufen uns doch ständig über den Weg. Nu geh schon und bleib den Tätern auf der Spur!“ neckte sie ihn.

„Du erst! Hey, war das eine Anmache?“ rief er schon im Lauf über die Straße und als er kurz zurück blickte, zwinkerte sie ihm deutlich zu, was er mit einer Kusshand erwiderte. „Und sie liebt mich doch“, war sein Gedanke dazu und verschwand ins Hotel. Sie hingegen seufzte auf und dachte: „Verrückter Kerl!“ fühlte aber ähnlich wie er. Ihr nächster Termin begann in Kürze, sie zahlte und machte sich ebenfalls auf den Weg.

Die Krimitanten

Eine lustige und spannende Buchreihe aus der Feder von Lydia Dubielzig mit eigener Facebookseite. Hier auf diesem Blog sind Leseproben zu finden unter dem Menüpunkt: Krimi ! Hannover Kuzrkrimis: Mit den Krimitanten durch das Jahr und der Debütroman: Die Krimitanten bei Amazon als E-Book und gedruckte Fassung Außerdem gibt es Kurzfilme und Hörproben bei Youtube!

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