Aus alten Diplomarbeiten

Samstag, 8. Januar 2011

Eurythmie - ein Weg ins Geheimnis der Sprache

Aus früheren Diplomarbeiten
Des MERZ THEATERS

Sommer 1987

Eurythmie – ein Weg ins Geheimnis der Sprache

Schriftliche Arbeit zum Eurythmie Abschluss
von Gerd Vespermann

Aber vielleicht
Haben wir
Vor Irrtum Rauchende
Doch ein wanderndes Welten All geschaffen
Mit der Sprache des Atems

Vorwort

Inhaltsübersicht

1) Die Tag- und Nachtseite der Sprache
Oder: „O Mensch! Gib Acht! Was spricht die tiefe Mitternacht?“ (Nietzsche)
2) Exkurs in die Gegenwart
Oder: „Völker der Erde zerstöret nicht das Weltall der Worte.“ (Nelly Sachs)
3) Vom Begriff zum Bild
Oder: „Die Poesie heilt die Wunden, die der Verstand schlägt.“ (Novalis)
4) Vom Bild zum Laut
Oder: „Wie arm der Mensch bleibt, der nichts im Kopf hat als Begreifliches.“ (J. Gotthelf)
5) A E I O U
Oder: „Jeder Gegenstand, wohl beschaut, schließt ein neues Organ in uns auf.“ (Goethe)
6) Vom Laut zur Eurythmie
Oder: „Immer findet der Atem Zweige, Wolken, Vogelkehlen.
Immer das Wort
Das heilige Wort
Einen Mund. (H. Domin)
7) Epilog
Oder: „Es sind noch Lieder zu singen jenseits der Menschen.“ (P. Celan)

Aus dem Vorwort
Wenn R. Steiner die Eurythmie als „sichtbare Sprache“ bezeichnet, dann heißt das: Es wird durch sie etwas sichtbar, was sonst verborgen bleibt. In ähnlichem Sinne sagt Paul Klee: „Kunst bildet nicht das Sichtbare ab, sondern macht sichtbar.“ Was also will die Eurythmie sichtbar machen? Oder anders gefragt: Was an der Sprache ist denn unsichtbar?
Die „sichtbare Seite“ der Sprache ist uns allen zugänglich. Es ist die Welt der Alltagssprache, die sich ausschließlich als Kommunikations- u. Verständigungsmittel versteht. Ihr selbstverständlicher Gebrauch ist zugleich das größte Hindernis, um in ihre verborgenen Tiefen vorzudringen. Ja es konnte sogar die Meinung entstehen, die Sprache hätte gar keine verborgene Seite, keine Tiefe, kein Geheimnis. Sie wäre nur willkürlich gesetztes Verständigungsmitte- und nichts außer dem.

„Geschrieben steht „im Anfang war das Wort!“
Hier stock ich schon, wer hilft mir weiter fort?
Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen,
ich muss es anders übersetzen,
wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin…“
Faust Teil I

Einen anderen Weg, um das Wesen der Sprache zu verhüllen, hat die Sprachwissenschaft eingeschlagen, die, um objektiv zu bleiben, die Sprache zunächst vom menschlichen Erleben „befreien“ musste. Die Tabellen der Lautverschiebung schienen zu beweisen, dass die Laute nur beliebige, willkürliche Zeichen seien. Also beschränkte man sich auf die Verfolgung von Wortwurzeln und auf den Bedeutungswandel der Worte. „Die vielen Spielarten gegenwärtiger Sprachwissenschaft betrachten Sprache als Instrument: als Instrument zur Verständigung, als Instrument zum Bezeichnen von Sachen und Vorgängen, und man diskutiert, inwieweit Sprache diese Verständigung leisten kann und wo Barrieren, Schranken und Missverständnisse auftreten… Sprache wird so zu einem Zeichensystem, in dem ein geprägter Bestand von Zeichen nach festen Regeln zum Benennen und Verständigen gebraucht wird.“ (1) Dies vermag Sprache zwar auch zu leisten – nur macht es nicht ihr Wesen aus. Man betrachtet Sprache dann ausschließlich als Dienerin des Intellekts, ohne die erstaunliche Tatsache zu bedenken, dass sie phylo- wie ontogenetisch der Entwicklung des Denkens vorausgeht.

Kam, kam
Kam ein Wort, kam
Kam durch die Nacht,
wollte leuchten, wollte leuchten.
Asche.
Asche, Asche.
Nacht.
Nacht – und – Nacht. –
Zum Aug geh, zum feuchten.
Zum Aug geh zum feuchten –
(P. Celan)

Einen völlig entgegengesetzten Weg schlägt die Eurythmie ein. „Eurythmie ist diejenige Kunst, die gerade nicht für das Denken ist, sondern für das unmittelbare Anschauen… Nur dasjenige, was der dichterischen Sprache als Takt, als Rhythmus, als Gestaltung, kurz, als plastisches und musikalisches Element zugrunde liegt, wird in die Bewegungen übertragen“.( 2) Die Eurythmie taucht damit ganz ein in den uns unbewussten Bereich der Sprache - … „In ihre Laute, ihre Lichter u. Schatten, ihre Farben, ihre Bilder, ihren Pulsschlag, ihre Klanghebungen und –senkungen, ihre Bewegungstendenzen, ihre Tiefen-, Weiten- u. Höhenrichtungen, ihre Zonen in ihre plastische, elastische, ballende, schnellende Kraft…“ (Marie Steiner)

Die Eurythmie Ausbildung kann stufenweise in diese verborgenen Tiefen der Sprache führen (muss es aber nicht notwendiger weise). Die ersten zaghaften Schritte auf diesem Weg bilden die Grundlage für diese Arbeit. Die „Ausbildung“ selbst ist kein Studium im wissenschaftlichen Sinne, wo der Intellekt eine bestimmte Summe abfragbaren Wissens speichert, sondern eine „Aus-Bildung“, die mehr erfasst als nur den Kopf. Durch den jahrelangen Umgang mit den Bildern, Lauten und Rhythmen der Sprache wird allmählich ein Organ „aus-gebildet“, das einen neuen Zugang zur Sprache erschließt.

Im Folgenden geht es nicht so sehr „um eine durchzusetzende Meinung, sondern um eine mitzuteilende Methode, deren sich ein jeder als eines Werkzeuges nach seiner Art bedienen möge“ (Goethe). Daher soll diese Arbeit zugleich eine Aufforderung sein, durch die Ausübung der Eurythmie sich der Sprache und Musik von der künstlerischen Seite her zu nähern. Um die Ergebnisse solcher „Annäherung“ zu beschreiben, soll im Folgenden die Arbeitsmethode benutzt werden, die Goethe bei seinen naturwissenschaftlichen Studien entwickelte und von der er sagt: „Eigentlich unternehmen wir umsonst, das Wesen eines Dinges auszudrücken. Wirkungen werden wir gewahr und eine vollständige Geschichte dieser Wirkungen umfasste wohl allenfalls das Wesen dieses Dinges. Vergebens bemühen wir uns, den Charakter eines Menschen darzustellen: man stelle dagegen seine Handlungen, seine Taten zusammen und ein Bild des Charakters wird uns entgegentreten.“ In diesem Sinne soll nun versucht werden, die „Handlungen und Taten“ der Sprache von verschiedenen Seiten aus zu betrachten, damit ihr Wesen in den folgenden Kapiteln immer deutlicher in Erscheinung treten kann. Dabei sollen, wie Goethe sagt, die Phänomene selbst die Lehre sein, die sich jedem bei einfühlsamer Beobachtung ergeben können.

Auf den leichtfertigen Gebrauch anthroposophischer Begrifflichkeit wurde bewusst verzichtet. Schon 1922 sagte Rudolf Steiner: „Glauben sie daher nicht, dass sie hier eine Verteidigung finden dieser schematischen Begriffe, „physischer Leib“, „Ätherleib“, „Astralleib“, Begriffe, die so hübsch schematisch in den theosophischen Zweigen aufgehängt sind und mit dem Stock gezeigt werden, so wie im Hörsaal Kalium, Natrium usw. mit ihren Atomgewichten gezeigt werden. Es ist ganz einerlei, ob einer das Kali mit seinen Atomgewichten an dem heutigen Schema zeigt, oder den Ätherleib zeigt. Das ist ganz einerlei … Es wäre eigentlich viel gescheiter, wenn unser Zeitalter, das den Geist verloren hat, das durchführen würde, nicht mehr vom Geiste zu reden; denn dann würden die Menschen in ehrlicher Weise wieder den Durst nach dem wirklichen Geist bekommen … Wahrheit brauchen wir auf dem Grunde der Seele, meine lieben Freunde. Wahrheit ist das erste und letzte, was wir heute brauchen…“

„Als ich zu den Menschen kam,
sah ich sie auf einem alten Dünkel sitzen.
Alle dünkten sich lange schon
Zu wissen,
was dem Menschen gut und böse sei.“

(Nietzsche)


Kapitel 1

Die Tag- u. Nachtseite der Sprache
Oder:
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
„Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
und tiefer als der Tag gedacht.“
(Nietzsche)
Neben dem Denken und dem aufrechten Gang gehört die Sprache zweifellos zu den eigentlich menschlichen Äußerungen und Fähigkeiten. Doch sind wir auf verschiedene Weise mit ihr verbunden. Als Hörende kommt sie von außen auf uns zu, - als Sprechende schaffen wir sie selbst; als Schrift erscheint sie fest fixiert und vom Menschen losgelöst. Die unbefangene Betrachtung dieser Sprachbereiche kann zugleich ein erster Schritt sein, um sich ihrem Wesen zu nähern. Denn ihr Geheimnis ist gerade, dass wir sie wie selbstverständlich benutzen und doch nicht kennen.

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