Donnerstag, 4. Juli 2013

Rückblick (Krimitanten 3)

Kapitel 3

Rückblick

Jill fühlte sich im Traum zurück versetzt zu den Tagen ihrer Verdächtigung. Sie sah alles noch einmal vor Augen:

Es war sehr früh am Morgen gewesen, als Jill vor dem Hotel nach ihrer Nachtschicht von einem großen Mann mit breitem Kreuz abgefangen worden war. Er hatte lässig an einem Laternenpfahl gelehnt und eine Zigarette geraucht und sie wollte schon eilig, übermüdet von der Schicht, an ihm vorbei, da hatte er sich ihr in den Weg gestellt. Sie war ziemlich erschrocken gewesen, als er plötzlich so dicht vor ihr aufragte, so dass ihre Nasenspitze beinahe seinen Hemdkragen berührte und sie ganz umnebelt wurde von seinem markanten Aftershave. „Nicht so hastig junge Dame, ich muss sie in einer dringenden Angelegenheit sprechen“, hatte er ihr ins Ohr geraunt und war kurz beiseite getreten, um die Zigarette am Abfalleimer auszudrücken und zu entsorgen. Dann hatte er seinen Kopf gesenkt und sich etwas zu ihr gebeugt, um ihr direkt in die Augen zu schauen. Sie hatte staunend sprachlos seinen Blick erwidert und war wie erstarrt gewesen. Ihr verängstigter irritierter Blick hatte ihn dann an ihre Seite treten und einen Arm um ihre Schulter legen lassen, um dann besänftigend vorzuschlagen, sie auf einen Kaffee einzuladen, um ihr alles zu erklären. Sie hatte sich ihrem Schicksal ergeben, genickt und sich widerstandslos ins naheliegende Café geleiten lassen. Er hatte sie zu ihrem Job befragt und ihrem Umfeld, bevor er ihr eröffnete, sie sei verdächtigt worden in eine Entführung verstrickt zu sein. Daraufhin hatte sie ihn entgeistert angesehen und habe wissen wollen, ob er vom Fernsehen sei und wo er die Kamera verstecke. Er beteuerte ihr, es sei sein völliger Ernst und er sei beauftragt, sie nicht eher in Ruhe zu lassen, bis sich alles aufgeklärt hätte. Er sei sogar befugt worden, den nötigen Druck auszuüben, um den Hoteldirektor wieder frei zu bekommen. Sie hatte ihn dann gleich nüchtern und versiert konkrete Fragen gestellt: Ob es sicher sei, das er entführt wurde? Seit wann er denn vermisst wurde? Ob es schon eine Lösegeldforderung gegeben habe? Der Kaffee und dieser absurde Vorwurf hatte sie nur für einen Moment wachgerüttelt, sie konnte kaum ein Gähnen unterdrücken und blinzelte müde. Er könne sie nicht einfach gehen lassen, diese Angelegenheit müsse zeitnah geklärt werden, hatte er ihr erklärt. „Sein Handy?“, hatte sie unwirsch gemurmelt, „haben sie schon versucht ihn anzurufen?“ Seine knappe Antwort war: „Ausgeschaltet!“ und ihre lakonische Bemerkung, das dies hoffentlich nicht für den Direktor gelten würde, veranlasste ihn nur noch unnachgiebiger zu werden. Da er aber doch bemerkte und einsah, dass sie zunächst einmal ein paar Stunden Schlaf nötig hatte, brachte er sie zurück ins Hotel, wo er in einem der Tagungsräume eine Einsatzzentrale eingerichtet hatte.

Diese ganze Befragung war nicht unbemerkt geblieben und hatte eine entsetzte Kellnerin zurück gelassen, die zufälliger Weise Jills Freundin war und die mit ihr Theater spielte. Damals hatte Doris noch einen langen dunklen Zopf getragen und jobbte überall und nirgendwo neben ihrem Journalisten Studium. Aufgrund ihres losen Mundwerks war sie überall gut angekommen, gerade im Gastgewerbe. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie die Freundinnen aus der Theatergruppe zusammen getrommelt und waren dann gemeinsam in der sogenannten Einsatzzentrale aufgetaucht. Jill hatte nichtsahnend selig schlafend auf einem Sofa in der Ecke gelegen, während die jungen Frauen Doris, Laura, Mirja und damals gerade zufällig zugegen: Vivienne, eine französische Austauschstudentin, den Spieß kurzerhand umgedreht und den „Inspektor“ wie er sich selbst nannte in die Mangel genommen hatten. Mit so einer geballten Frauenpower war Peter Grünwald, wie er bürgerlich hieß, ziemlich überfordert gewesen und seine Leute, die weniger Lust hatten einzugreifen, hatten stattdessen kichernd daneben gestanden. Tia, die Ökopunkerin war erst später zu ihrer Gruppe dazu gestoßen. Sie hatten sich dann darauf geeinigt zusammen zu arbeiten und daraus wurde dann auch schließlich eine „Partnerschaft“, die bis heute anhielt.

Jill sah Inspektor Peters sommersprossiges Gesicht, mit 3-Tage Bart, ein eher belustigtes Schmunzeln auf den Lippen und seine braungrünen Augen mit Skepsis im Blick vor sich, dieses Bild aber verblasste, während sie mit brummendem Schädel und trockener Kehle in einem engen Raum erwachte, welcher sich ziemlich schnell als Zugabteil entpuppte. Sie hatte so einen brennenden Durst, das sie sofort nach dem Wasserglas griff und hastig trank, welches auf dem kleinen Klapptisch vor ihr parat stand. Dies half zwar gegen ihren Durst, doch es übermannte sie kurz danach wieder eine bleierne Müdigkeit, gegen die sie zwar versuchte anzukämpfen und Eindrücke der Landschaften, die am Fenster vorbeirasten zu erhaschen, dennoch sank sie schließlich zurück in eine träumende Bewusstlosigkeit, die sie wieder in die Vergangenheit versetzte.

So bekam sie gar nicht mehr mit, wie eine füllige männliche Gestalt, die wachend vor ihrem Abteil gestanden hatte, nun zu ihr kam, neben ihr nieder kniete, ihr fürsorglich ein Kissen unter den Kopf legte und ihre Beine beinahe zärtlich anhob, um sie in eine bequemere Schlafposition zu bringen. Er kauerte sich für einen Augenblick neben sie, betrachtete entzückt ihr Gesicht, streichelte über ihre Wange und drückte dann kurz sein Gesicht in ihren Ausschnitt und inhalierte genüsslich den Duft ihrer Haut ein, bevor er sich wieder fing und ihren schlafenden Körper sorgsam in eine Decke hüllte.

Die Krimitanten

Eine lustige und spannende Buchreihe aus der Feder von Lydia Dubielzig mit eigener Facebookseite. Hier auf diesem Blog sind Leseproben zu finden unter dem Menüpunkt: Krimi ! Hannover Kuzrkrimis: Mit den Krimitanten durch das Jahr und der Debütroman: Die Krimitanten bei Amazon als E-Book und gedruckte Fassung Außerdem gibt es Kurzfilme und Hörproben bei Youtube!

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