Sonntag, 30. Juni 2013

Krimitanten 1

Der Club der Kriminalistinnen

Sie waren wirklich ein wild zusammen gewürfelter Haufen und unterschiedlicher, wie sie nicht sein konnten. Da gab es die mitreißende mitvierziger 2fache Mutter Laura, mit Temperament und wilden Locken. Sie war diejenige gewesen, die damals die jungen Damen zusammenführte unter dem Hut einer Theatergruppe. Die sensationell sportliche und sehr attraktive blonde Mirja hielt sie alle auf Trab. Um die Hintergründe und Recherchen kümmerte sich sehr sorgfältig, sinnlich und manchmal weniger seriös: Doris. Etwas lässiger, wenn nicht sogar fahrlässig und lasziv nahm es, als buntes Loddergör in der Runde, Tia nicht allzu ernst, aber im Ernstfall war Verlass auf sie. Umso inniger und intensiver, in Ironie aber mit vielen Ideen und Gespür für Aufklärung, war Sekretärin Jill dabei.

Und wenn Sie, liebe Leser, nun neugierig geworden sind, wie alles begann, dann lesen sie gut weiter, das war nämlich so….

„Der Klub der Kriminalistinnen“ so sollte ursprünglich der Name ihrer Gruppe lauten, als sie sich zusammentaten und gemeinsam agieren wollten. Sie hatten sich als junge Theatergruppe zusammen gefunden und wollten gemeinsam auf der Bühne auftreten, als sie außerdem ihre gemeinsame Affinität zu Krimis entdeckten. Am liebsten führten sie Krimikomödien auf. Obwohl es auch ein/zwei Jungs in ihrer Gruppe gegeben hatte, waren diese zu schüchtern um tragende Rollen zu spielen. So schlüpften die Mädels eben selbst in die Männerrollen. Jill, der kreative Kopf der Gruppe, hatte die Idee ein eigenes Theaterstück für sie zu schreiben und damit es genau auf sie passte, mit ausschließlich weiblichen Rollen: „Der Club der Kriminalistinnen“ Eine Gruppe Frauen, die als Hobby Kriminalfälle klärten und so der Polizei halfen. Jill arbeitete nebenbei als weiblicher Nachtportier im Hotel und hatte so einige ruhige Stunden in denen sie ihre Kreativität ausleben konnte. Sie begann also an dem Stück zu schreiben und es kamen ein paar lustige Seiten zusammen, als sie ihren Text dem Buchhalter zu lesen gab. Mit ihm hatte sie sich bis dato immer so nett unterhalten, wenn sie zum Dienst kam und er Feierabend machte. Doch nachdem er ihre Zeilen las, missverstand er sie völlig und er verdächtigte sie, genau das in die Tat umsetzen zu wollen, was sie nieder geschrieben hatte, nämlich einen Entführungsfall. Der Verdacht verhärtete sich, als der Buchhalter sie bei der Hoteldirektorin melden wollte und diese spurlos verschwunden schien. Er hetzte ihr die Polizei auf den Hals, die sich aber dann doch nur als privater Sicherheitsdienst entpuppte. Aber nun steckte sie in der Zwickmühle und nur ihre Freundinnen konnten ihr helfen. Jetzt hatten sie plötzlich eine mysteriöse „Realität“ geschaffen und sie hatten ihren ersten eigenen Fall zu lösen. Der selbsternannte Inspektor bezeichnete sie etwas abwertend als „Krimitanten“ und da sie seither mit ihm öfter „arbeiteten“ wurde dies zu ihrem Namen. Denn er sorgte sogar schließlich dafür, dass sie mit diesem Titel berühmt und berüchtigt wurden.

Krimitanten Titelbild

Gekreutzte Sektgläser, ein Dolch, eine Rose und die Schrift: Krimitanten

Krimitanten Vorwort

englischer Titel könnte "Girls Crime Club" heißen ?!

Verdächtig

„Es war schon sehr spät gestern Abend als ich das Fitnessstudio schließen wollte, da hielt sich noch ein Mitglied in den Räumen auf. Ein älterer Herr der sich meines Erachtens sehr merkwürdig und verdächtig verhielt“, sprach Mirja beschwörend und beugte sich dichter zu der Runde Frauen mit der sie beisammen saß. Sie steckten beinahe verschwörerisch die Köpfe zusammen und lauschten aufmerksam. „Er wirkt jedes Mal auf der Flucht oder als ob er sich vor Jemandem verstecken würde, sieht sich doppelt und dreifach um, ist allein unterwegs und schließt sich keiner Gruppe an. Jedem Gespräch geht er aus dem Weg. Gestern hat er extra darauf geachtet, das Niemand mehr, außer mir als Trainerin und Servicepersonal, dort war und schlich sich in die Sauna …“

Sie machte eine kleine Pause, in der sie sich einen großen Schluck Wein genehmigte. „Vielleicht hatte er ja Schweinereien vor?“ meinte die dunkelhaarige Doris keck. „Oder ist einfach nur schüchtern“, warf Laura, der brünette Lockenkopf ein. „Bestimmt schwul“ gab die Bunte in der Runde von sich. „So ein Quatsch, dafür gibt es extra Saunas?!“ wiedersprach Laura. Mirja räusperte sich ärgerlich. „Mädels, Ruhe jetzt. Wir sitzen zwar in einer Kneipe aber ihr versaut mir die ganze Spannung….“schimpfte sie. „Erzähl weiter!“ forderte die ruhige rothaarige Jill sie erwartungsvoll auf.

„Also Mr. X, der nie seinen wahren Namen preisgibt und sich mit Max Mustermann in unserer Kartei eingetragen hat, ich nenne ihn Schmidtchen Schleicher, war nur kurz in der Sauna und Dusche, versteckte und verschloss immer gut, was er bei sich hatte, hatte sich gerade umgezogen, als ich ihn bitten wollte, mit mir das Studio zu verlassen. Es war schließlich schon nach unserer Öffnungszeit und ich wollte auch langsam nach Hause. Außer die Umkleideräume hatte ich schon alles abgeschlossen und Licht ausgeschaltet, da huschte er mit einem Kapuzenpulli – Kapuze über den Kopf, das Gesicht versteckt, an mir vorbei, seinen Rucksack eng an sich gepresst. Für einen jungen Sportler wäre das nicht ungewöhnlich gewesen, aber er war im Anzug und Krawatte erst kurz zuvor ins Studio gekommen. Das kam mir so merkwürdig vor, dass ich mich beeilte die Haupt Tür abzuschließen und ihm zu folgen. Mir gingen alle möglichen Gründe durch den Kopf und ich malte mir schon die spektakulärsten Hintergründe aus.“ Sie nahm wieder einen tiefen Schluck, als müsste sie sich Mut antrinken. Die anderen warfen sich schon verstohlene Blicke zu und Jill warnte sie mit strengem Blick und Kopfschütteln, damit Keine Mirja unterbrach. Aber sie hatten so gebannt Mirjas Worten gelauscht und wollten nun gespannt wissen wie es nun weiter ging. Es klang schon an, als würde eine abenteuerliche Beschreibung folgen. Mirja lehnte sich vor und stützte sich, die Unterarme überkreuzt auf der Tischplatte ab. „Aus einer dunklen Ecke holte er ein sehr gebeultes Fahrrad hervor, warf sich den Rucksack auf den Rücken und schwang sich auf den Sattel. Dann trat er wie ein Irrer in die Pedale und sauste im Zickzackkurs durch die Altstadt. Er wirkte wie ein junger Bengel, der zu spät nach Hause fuhr. Ich blieb im Laufschritt immer hinter ihm, man gut das ich im Training war. Jetzt wollte ich es aber auch genauer wissen.“ Die anderen Frauen nickten zustimmend. Sie auch. „Als er am Fluss entlang plötzlich die Uferböschung hinunter schlingerte, halsbrecherisch sah das aus, sage ich euch. Ich sah mich ihn schon aus dem schmutzigen Fluten ziehend und wiederbelebend, da verschwand er unter der kleinen Brücke und ich sah seinen Schatten behänden vom Fahrrad springend, es prallte dumpf gegen die Abfallumsäumten Mauern und er huschte auf der anderen Seite der Brücke wieder hinauf. Ich konnte nur staunen, das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Wie ein Schatten verschwand er durch die kleine Allee und in eines der nahe stehenden Häuser. Ich war dicht hinter ihm und so besessen ihn nicht zu verlieren, dass ich sogar noch durch die zufallende Tür folgte. Da ich noch die Schritte und die knarrende Tür hörte sprang ich die Stufen hinunter und fiel fast durch Tür in die dunkle Wohnung, wo eigentlich ein Keller sein sollte.“

Alle zogen erschrocken die Luft ein. In was für ein Schlamassel war ihre Freundin den diesmal geraten?! Die sonst so aufmüpfige vorlaute Punkerin Tia wollte sich gerade eine Handvoll Chips in den Mund stecken, die ihr aber nun in den Ausschnitt krümelten, da sie ihr vor lauter Spannung vorzeitig aus der Hand fielen und sie es noch nicht einmal merkte. „Ich hatte einfach nicht mehr darüber nachgedacht, als die Tür hinter mir zufiel und ich nun in absoluter Dunkelheit in fremder Wohnung stand. Ich konnte die Hand nicht vor den Augen sehen, da hörte ich es hinter mir keuchen und spürte wie mir etwas in den Rücken gedrückt wurde.“

Sie wurde je vom Kellner unterbrochen, der zu ihnen in die abgeschirmte Ecke trat, um sie nach ihren nächsten Getränkewünschen zu befragen, als sie synchron zusammenzuckten und beinahe ihre Gläser auf dem Tisch umwarfen. Er griff sich schnell die schwankenden leeren Gläser und wartete geduldig bis die jungen Damen sich wieder gefasst hatten.

Er kannte die Gruppe Frauen schon, die sich hier regelmäßig trafen und öfter in anregenden Gesprächen vertieften und er war schon neugierig geworden, um was für Themen es sich wohl handeln würde. Er hieß Thomas, wobei ihn aber alle nur Thommy-Boy riefen. Er studierte Wirtschaftswissenschaften und kellnerte nebenbei. Hier in der Schenke, die den klangvollen Namen „Lotter-Bar“ hatte, arbeitete er schon mehrere Jahre seit seiner Schulzeit. Seine Blicke glitten von der Einen zu der Anderen und blieben schließlich an dem leuchtenden Gesicht der attraktiven Blondine hängen, die er besonders mochte und die bis eben noch gesprochen hatte, bis er dazu kam. Es war ruhig am Tisch und die sonst so wortgewandten Damen waren nun sprachlos. „Danke erst mal Nichts, wir melden uns dann ja“, ergriff Mirja mit einem entschuldigenden Augenaufschlag das Wort, da er sie unverwandt ansah und er spürte, dass sie ihn loswerden wollte, um weiter zu erzählen. Er zuckte mit den Schultern, nickte und ließ sie wieder allein.

„Also, da stand ich und hob instinktiv die Hände über den Kopf, obwohl man es ja gar nicht sehen konnte und schluckte schwer. Was wollen Sie, Geld oder Leben - fragte mich eine schwer atmende Stimme. Das verwirrte mich und ich entgegnete: Am Leben bleiben und wenn sie mir unbedingt Geld schenken wollen …?! Aber er unterbrach mich schon wieder und wollte wissen, warum ich ihm gefolgt sei. Ich erklärte, er sei mir so ängstlich vorgekommen, dass ich befürchtete, ihm würde auf dem Heimweg etwas passieren und wäre zu seinem Schutz hinterher gegangen. Das war das erstbeste was mir eingefallen war. Bis in die Wohnung - hakte er verständlicherweise misstrauisch nach und da musste ich stammelnd zugeben, dass diese Aktion doch etwas planlos war?! Nicht schießen, bat ich ihn. Worauf er nur brummte, so etwas könne sein Schirm nicht. Er schaltete das Licht ein und legte den Stockschirm beiseite. Während er sich sein schweißnasses Gesicht mit dem Pullover trocken rieb und ihn sich über den Kopf auszog, wollte er von mir wissen, ob ich einen Job als Leibwächterin suche. Jetzt im Licht konnte ich auch sehen, das es nur ein gemütlich gestalteter Raum war mit Beamer und Leinwand, kleinem Kühlschrank und Sofa. Sein Hobbyraum, mit Bad und Dusche und soweit ich sehen konnte, einer Abstellecke mit Vorhang davor. Unter dem Pullover hatte er auch das Hemd noch an. „Weiß ja, das sie es gut meinen“, nuschelte er, ließ den Pullover in einen Korb fallen und fragte mich, während er auf den Kühlschrank zuging: Auch ein Bier? Mir wars bei der Verfolgungsjagd auch ganz schön heiß geworden und ich sagte nicht nein. Beim gemeinsamen Bier erzählte er mir dann, das er InvestmentBanker sei und seit der Finanzkrise etwas an Verfolgungswahn litt. Er war sehr beeindruckt davon, dass ich ihm so mühelos gefolgt bin.“ Damit schloss Mirja ihre Erzählung erst mal.

„Ich hatte tatsächlich plötzlich Angst, dir hätte mal etwas Ernsthaftes passieren können“, murmelte Laura und steckte sich eine Strähne ihres widerspenstig lockigen Haar hinters Ohr. „Hätte echt ins Auge gehen können, oder?“, meinte Tia flapsig, während sie sich aber noch etwas zittrig die Chips aus dem Ausschnitt klaubte und sich in den Mund steckte. „Keine Alleingänge hatten wir letztes Mal beschlossen, oder etwa nicht?!“, meinte Jill bestimmt. „Und was kam dabei heraus. Ist es ein neuer Fall für uns? Ist was dran an seinem Verfolgungswahn?“ wollte Doris begierig wissen. „Für alle Fälle erst mal einen Kurzen zur Beruhigung, oder?“ kam es unvermittelt von Thomas der lautlos mit vollen kleinen Gläsern auf dem Tablett zurückgekehrt war. „Geht auf mich, kann man noch mitmachen in Euerm Club?“ wollte er gewitzt wissen. Er durfte sich dann kurz, um mit ihnen anzustoßen zu ihnen setzen, hatte dann auch gleich wieder damit zu tun, die nächste Gruppe Gäste zu bedienen, die gerade eingetrudelt kam und sehr nach Junggesellenabschied aussahen. „Unser nächstes Meeting sollte unbedingt in unserem neuen Clubraum stattfinden“, sprach Laura geschäftig. „Den wir schon seit Ewigkeiten suchen?“ fragte Mia schnippisch, „den uns unser teurer Makler noch vorenthält?“ Sie hatten in den letzten Wochen immer mal wieder die Zeitungen durchforstet, um nach einem Raum oder Zimmer zu schauen für ihre wöchentlichen Treffen. Aber viel gab ihr mageres Budget nicht her, was sie mal zu Anfang aus ihren Sparstrümpfen zusammengesammelt hatten. Sie hatten schon überlegt, ob es auch eine Bretterbude notdürftig zusammengebaut im Stadtwald tun würde. Aber das war dann doch unter ihrer Würde gewesen. „Ich berichte jetzt, was ich hab … „ ergriff nun Doris das Wort. Ihre Blusenweste und Minirock waren aus schwarzem Leder und sie hatte eine fesche schwarze Kurzhaarfrisur. So erzählte an diesem Abend Jede, was sie für ihr gemeinsames „Hobby“ so erlebt hatte und sie saßen noch einige Stunden zusammen, bis die Kneipe dicht machte, ohne das sie zuließen, dass Thommy all Zuviel von dem Erzähltem mitbekam.

Die Krimitanten

Eine lustige und spannende Buchreihe aus der Feder von Lydia Dubielzig mit eigener Facebookseite. Hier auf diesem Blog sind Leseproben zu finden unter dem Menüpunkt: Krimi ! Hannover Kuzrkrimis: Mit den Krimitanten durch das Jahr und der Debütroman: Die Krimitanten bei Amazon als E-Book und gedruckte Fassung Außerdem gibt es Kurzfilme und Hörproben bei Youtube!

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