Dienstag, 28. Dezember 2010

Studiumbericht

Eurythmiestudium
Eine Beschreibung


Was die Bewegungskunst, die schöne Bewegung, die sichtbare Sprache und Gesang im Detail ist, muss an anderer Stelle beschrieben werden, bzw. kann an manchen Stellen der Beschreibung durchklingen. Wäre aber ein großes weites Thema für sich, da es mehrere Gebiete umfasst, in die man während des Studiums einen Einblick gewinnt. (Die da wären: Unterricht, Bühnenkunst, Laienkurse für alt und jung, Eurythmie im Kindergarten, Schule, Altenheim oder als eine Art Betriebssport sogar in Unternehmen) Die Gesinnung und der Hintergrund ist die Anthroposophie, aus der sie heraus entstanden ist und entwickelt wurde von Marie und Rudolf Steiner, aber auch durch viele junge Damen die anfänglich dabei waren und daran mitgearbeitet haben. Unter anderem ist diese Erweiterung, Erneuerung vom Tempeltanz ausgegangen und wurde für die Bühnenkunst und Darstellung von den Mysteriendramen und Mysteriensprüchen entwickelt.

Zunächst geht es, wie in der Erlernung aller Künste, darum die Grundlagen und Elemente kennen zu lernen und zu beherrschen. Es ist wie in der Kaligrafie, der Schönschrift, für die – auch wenn man vielleicht schon schreiben kann, wieder anfängt Buchstaben zu zeichnen/ malen, so gehört es auch für die Eurythmie, der schönen Bewegung dazu, im Kleinen anzufangen und schreiten zu lernen, Rhythmen zu gehen bzw. gestalten – sei es im Takt der Musik oder im Versmaß eines Gedichtes. Auch nimmt man alle Laute und Töne durch und lernt die klassische Bewegung, Gestik, Gebärde dazu, um den Charakter zu erfassen im Einzelnen.

Theorie und Praxis

Einem Waldorfschüler wird vieles dann bekannt vorkommen, da er schon im Eurythmieunterricht seine ganze Schulzeit hindurch damit umgegangen ist, dennoch nicht viel mit den Bedeutungen und Hintergründen in Berührung kam. Im Unterricht in der Waldorfschule wird vordergründig auf die Umsetzung der Bewegungen geachtet und der praktische Umgang, so bekommt der Schüler zwar sporadisch Arbeitsmaterialien in den höheren Klassenstufen für Gedicht oder Notenblatt aber es ist kein Theorieunterricht. Ebenso auch im Eurythmiestudium, das was die Eurythmie betrifft, wird alles praktisch erarbeitet und vorgemacht aber die schriftliche Nacharbeitung obliegt dem Schüler/Studenten außerhalb der Stunden. Es gibt zwar auch Theorieunterricht, gerade auch was Musiktheorie, Poetik oder auch die Pädagogik betrifft und es werden auch in Gemeinschaft Rudolf Steiner Texte und Vorträge gelesen, aber Vordergründig geht es um die bewusste Ergreifung des Körpers/ des physischen Leibes.



Kleidung – das sogenannte Eurythmiekleid

Auf dem ersten Blick kann dies sonderbar erscheinen und das Bild einer religiösen Sekte bieten, da es etwas von Mönch, Nonne, Talar oder ähnlichem hat. Dabei wird vorrangig darauf Wert gelegt, dass die Bekleidung nicht die Bewegung behindert, fließend und leicht sein sollte. Das Eurythmiekleid hat einen einfachen Schnitt und dient nicht der modischen engen Körperbetonungen, sondern ist locker und gradlinig. Als Stoff wird Seide bevorzugt, weil diese locker und fließend fällt. Baumwolle wird auch genutzt, wirkt aber schnell starr und fest. Es gibt keinen wirklichen Handel für Eurythmiekleider und im Nähkurs während des Studiums näht sich jeder Student seine eigene Bekleidung. Häufiger ist es auch so, das abgehende StudentInnen ihre Kleider verkaufen, da kaum ein Eurythmielehrer in der Ausführung seines Berufes ein Kleid trägt. Für Männer, natürlich auch für Frauen, gibt es auch die Möglichkeit eines Zweiteilers aus langem lockeren Hemd und Hose, etwas weiter geschnitten. Im Studium wird aber auf das Kleid Wert gelegt. Zu dem Kleid gehört ab dem 2. Jahr der Schleiher, der für Frauen anders ans Kleid gesteckt wird wir für die Männer, haben aber beide optische Anklänge an die griechisch/ römischer Antike. (Wird an Armen und Schultern am Stoff des Kleides befestigt)

Studiumaufbau im Bezug zu den Wesensgliedern

Ohne nun den Lehrplan für die Eurythmieausbildung zu kennen, der als dickes Handbuch speziell für jede Schule existiert (Zumindest gibt es eins für das MeRz Theater Schule und Bühne für eurythmische Kunst von dem Leiter der Schule ausgearbeitet) kann ich durch wiederholte Hinweise durch die Lehrer berichten, das die Klassenstufen mit dem Aufbau der Wesensglieder aus der Anthroposophie zusammenhängen. Auch wenn Rudolf Steiner selbst kein Freund von schematischen Darstellungen war, hat er als Verständigungshilfe ab und zu einen Zusammenhang schematisch dargestellt, obgleich alles ineinander übergreift. So auch die Wesensglieder, die in der „Geheimwissenschaft im Umriss“ im Detail beschrieben sind. Ich kann hier nur andeuten, was alles erlernt wird, da sich eine unglaubliche Vielfalt während des Studiums auftut und danach noch weiter geht, denn wie es im Leben so ist, man lernt nie aus!

1. Jahr – physischer Leib
Es geht darum den Körper zu ergreifen und zwar mit vollem Bewusstsein, Bewegungsabläufe zu koordinieren Hände und Füße unabhängig voneinander, Bewusstsein zu haben von der Fußspitze bis in die Fingerspitzen, Raumorientierung anhand der Formen, Takt- und Rhythmusgefühl in Ton und Sprache. Es werden die ersten Formprinzipe kennen gelernt. Denn nur weil Schlaufen, Spiralen, Wellen oder Geraden so schön sind kommen sie womöglich auch noch willkürlich in einer Form zusammen?! Nein, dafür gibt es Gesetzmäßigkeiten! In der Reimform komme ich zum Beispiel an denselben Ort wenn der Reim vorkommt. Sich im Raum zurechtfinden und die Gebärden zu gestalten wird noch getrennt voneinander intensiv erlernt, der Übergang ist dann im höheren Jahrgang fließender – obgleich in der Einübung neuer Stücke auch erst getrennt wird und dann im Ergebnis zusammengefügt.
Zur Ergreifung der Körpergestalt gehören auch die Stabübungen aus dem Bereich der Pädagogischen Übungen. Diese werden im Schulunterricht im Alter der Körpergrenzenwahrnehmung in der Teenagerphase gern intensiv genutzt. (6./7. Klasse)
Stabübungen sind die 7-teilige, 8-teilige und 12-teilige, wobei in verschiedenem Ablauf der Stab zur Gestaltabmessung im weitesten Sinne genutzt wird: Zum Beispiel Schulterbreite oder Armlänge, dabei spielt die eigene Gestalt eine Rolle, Leichte und Schwere und bei vielen Übungen mit Stab Geschicklichkeit und Koordination. Wasserfall und Stabwurf und das Qui sind weiter Stabübungen. Mehr Erklärung dazu gebe ich im Bereich der Unterrichtsfächer.
Alle Grundlagen der Gestaltung von Vokalen, Konsonanten, Töne und Taktarten.

2. Jahr – ätherischer Leib
Am dem zweiten Jahr wird über das Eurythmiekleid ein Schleiher gesteckt, den es zu bewegen gilt und zwar als zusätzlicher Ausdruck der Gebärden und Stimmungen, für Vor- und Nachklänge. Er ist das materielle Hilfsmittel den ätherischen Leib sichtbar zu machen, der bei weitem nicht darauf beschränkt ist. Nun beginnt auch langsam die Feinarbeit und die Verbindung zwischen den Tönen (Intervalle) und Lauten, die Bewegungen kommen in Fluss.

3. Jahr – astralischer Leib
Mit dem Empfindungsleib, wird nun viel mit dem Seelischem Bereich gearbeitet, Seelengesten zum Beispiel. Auch werden Tierkreis und Planetengesten gelernt, wobei das auch je nach Plan im 4. Jahr stattfinden kann. Wo vorher noch alles in einer Gruppe geübt wurde, bekommt jeder Student nun auch Soloaufgaben und ein Sologedicht.
Ab dem 3. Jahr kann der Student an einem Theaterprojekt teilnehmen und eine Rolle übernehmen.

4. Jahr – Ich
Hier geht es um ein Selbstbewusstsein und eigenständige Arbeitsweise (ansatzweise auch schon im 3. Jahr), alles wird aufgearbeitet und beübt, was in den ersten drei Jahren angelegt wurde. Das 4. Jahr ist das Abschlussjahr, zu dem ein eigenes KursTheaterprojekt gehört und ein Diplom. Die Musikstücke werden größer und übergreifender. Die Darstellungen werden differenzierter vom Objektiven zur persönlichen Note.

Das 5. Jahr ist ein berufsbegleitendes Jahr, in dem der Student schon an einer Waldorfschule unterrichtet und an zwei Tagen in die Eurythmieschule kommt, zu ausgewählten Projekten. Das Diplom wird nach der Abgabe der schriftlichen Arbeit mit Abschluss des 4. oder 5. Jahres ausgehändigt. Nach dem 4. Jahr bekommt der Student eine vorläufige Unterrichtsberechtigung und nach Beendigung des 5. Jahres die volle Berechtigung.

Unterrichtsfächer

Hauptfächer
- Lauteurythmie (sichtbare Sprache)
- Toneurythmie (sichtbarer Gesang/ Musik sprich Ton)
- Pädagogische Übungen
- Pädagogik für den Eurythmieunterricht in den verschiedenen Jahrsiebten

Nebenfächer
- Musiktheorie
- Poetik
- Sprachgestaltung
- Chor
- Anthroposophie auch Gemeinschaftsstunde

Epochen (für eine kurze Zeit)
- Nähen
- Formen Zeichnen
- Theaterprojekte

Neben den Unterrichtsfächern gibt es für die Eurythmiefächer Übungsstunden, in denen die Aufgaben, Übungen, Projekte und Stücke beübt werden, so das die Korrekturen vom Lehrer umsetzbar werden und in der nächsten Unterrichtsstunde weiter daran gearbeitet werden kann und nicht sozusagen sprichwörtlich auf der Stelle getreten wird. Es ist nicht immer so vorbildlich umsetzbar und zu manchen Zeiten ist mehr Unterrichtsstoff als Übungszeit vorhanden.

Ausbildungsende

Die Eurythmieausbildung ist darauf ausgerichtet, dass der Student nach Vollendung des Studiums als Diplomeurythmist an einer Waldorfschule unterrichtet. Darum sind auch beide vierwöchige Pflichtpraktika in einer Waldorfschule vorgesehen. Die Praktika werden im 3. Ausbildungsjahr gemacht. Die Eurythmiegrundausbildung kann nach einer Praxiszeit zur Heileurythmie erweitert werden, dies bedarf aber einer Zusatzausbildung. Auch können Master- und Bachelorstudiengänge angeschlossen werden, die aber in ihrer Notwendigkeit umstritten sind. Auch gibt es eine Weiterbildungsmöglichkeit nach der Grundausbildung an einer Eurythmiebühne, wie die des Goetheanums. An kleineren Bühnen kann man gegebenenfalls auch nach Abschluss der 4-5 Jahre mitwirken.

Weitere Berufsbilder, die durch Weiterbildung interessant wären: Sprachgestalter, Theaterpädagoge, Waldorferzieher, Kostümbildner…
… selbst Priester der Christengemeinschaft haben in ihrer Ausbildung Eurythmie als Fach und wenn man dem „erneuerten Christentum“ und der Christengemeinschaft sehr zugetan ist, sowie eine religiöse Neigung hat, wäre auch eine Priesterweihe bzw. Ausbildung eine Option.

Die Krimitanten

Eine lustige und spannende Buchreihe aus der Feder von Lydia Dubielzig mit eigener Facebookseite. Hier auf diesem Blog sind Leseproben zu finden unter dem Menüpunkt: Krimi ! Hannover Kuzrkrimis: Mit den Krimitanten durch das Jahr und der Debütroman: Die Krimitanten bei Amazon als E-Book und gedruckte Fassung Außerdem gibt es Kurzfilme und Hörproben bei Youtube!

Zufallsbild

Hannoversrathaus

Aktuelle Beiträge

Politiksatire und Komödie
ALLES IN BUTTER ! Die Europäische Union (EU) steht...
Lyriel - 7. Mär, 10:01
Ja, da bist du gar nicht...
Ja, da bist du gar nicht so weit weg davon. Nachdem...
Hoffende - 30. Nov, 01:46
Spiel und Leben
Virtuell oder Real Ach ja, kennt ihr das auch. Wenn...
Lyriel - 22. Nov, 09:16
Steine und Brücken
Ein weiser Spruch besagt: Aus den Steinen, die Dir...
Lyriel - 21. Nov, 12:27
Arbeitsleben
Ein authentischer Alltagsbericht Mein Berufsleben...
Lyriel - 25. Okt, 13:07

Wilhelm Busch

So sind die Gedanken. Sie laufen lustig voraus wie Hündchen. Ich habe zwei. Eins heißt Wer weiß, das andere Kann sein.

E Mail me

Für Fragen, Mitteilungen, Kritik oder sonstige Nachrichten an mich: lydiadubi@web.de

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 5296 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 7. Mär, 10:01

Web Counter-Modul

kostenlose counter

Credits


Aktuell
Anthroposophie
Aus alten Diplomarbeiten
Buchvorstellungen
Crime
Eigene Anthro. Texte
Eurythmie
Fotos
Gesundheit
Jahreskreis
Krimi
Lausch mir
Lustiges aus meiner Schublade
Lydia
R.Steiners Seelenkalender
Sprachgestaltung
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren