Die Entführung (Krimitanten 2)
Kapitel 2
Die Entführung
Jill tippte gerade das Protokoll einer Zeugenaussage ab, als ihre Gedanken unvermittelt in die Vergangenheit wanderten und sie sich selbst in der Rolle der verhörten Person sah. In ihrem Verhör damals war es allerdings nicht die Polizei gewesen, von der sie befragt worden war. Aber das hatte sie erst später erkannt. Die Uniformen, die strenge Befragung und dann diese absurden Vorwürfe hatten sie ganz nervös und durcheinander gebracht. Es hatte sich ja dann alles als großes Missverständnis heraus gestellt.
Sie versuchte sich wieder auf ihre Notizen zu konzentrieren und lächelte besonnen, als sie dabei auch an den smarten Polizeikommissar dachte, für den sie Protokoll führte. Ab und zu und auch nur in besonderen Fällen. Sie bewunderte ihn schon länger und war überglücklich nun in seinem Arbeitsbereich aushelfen zu dürfen für kleine Botengänge, Verwaltungstätigkeiten oder Schreibarbeiten. Bisher war sie viel zu schüchtern gewesen, sich mit ihm näher bekannt zu machen und schmachtete ihn nur aus der Ferne an. Er war nicht sonderlich groß aber gut gebaut. Das heißt allerdings auch nicht, dass er ein kleiner Rambo war. Im Gegenteil, er war eher etwas schlank und zierlich. Sein Haar war rötlich-golden, seine strahlend blauen Augen ließen ihr Herz höher schlagen und sein Lächeln konnte sie ganz aus dem Konzept bringen.
Erschrocken bemerkte sie eine Reihe voller „G´s“ als sie vor lauter Träumerei die Taste zu lange gehalten hatte. Schnell löschte sie alle bis auf einen und sah sich verstohlen um. Sie saß in einem kleinen verglasten Zwischenraum, der nur Platz hatte für einen kleinen viereckigen Tisch mit Laptop, Drucker daneben und einem Sitzplatz davor, der direkt an der gläsernen Wand stand, durch die sie auf den belebten Flur schaute. Aber es hatte keiner auf sie geachtet. Hinter ihr auf der anderen Seite stand ein schlichtes schwarzes Ledersofa. Sie schrieb bereits an den letzten paar Sätzen und überflog danach noch einmal kritisch ihren Text. Das Protokoll sollte für ein laufendes Verfahren einer abgeschlossenen Ermittlung bei Gericht sein. Es war eine Aussage einer Bankangestellten, die bei einem Banküberfall anwesend war. Ihr Text war kurz und knapp gehalten, wies nur Fakten auf ohne viel Schnörkeleien und da sie auch keine weiteren Schönheits- oder Rechtschreibfehler fand, druckte sie das Protokoll aus.
Sie wollte gerade nach einer Umlaufmappe greifen, neben dem Drucker war eine kleine Ablage, als ihr eine Notiz auf neonleuchtendem Papier auffiel. Sie hatte gar nicht bemerkt, das sie dort auf den Mappen hinterlassen wurde und zu Beginn ihrer Schreibarbeit, da war sie sich sicher, noch nicht dort klebte. „Post it“ nannte man so etwas in neumoderner Bürosprache. Mrs. Sanders, war darauf geschrieben, ihr Name und weiter:
Ich brauche Sie als neutrale Begleiterin bei einer kurzen Observation eines Cafe´s. Treffpunkt gleich um 11 Uhr, Parkhaus nebenan, Deck Minus 1 am Fahrstuhl, falls es ihre Zeit zulässt.
Die Unterschrift ließ ihr Herz höher schlagen und ihre Hände zitterten. Es war die Unterschrift ihres umschwärmten Kommissars. Unbedingt wollte sie von ihm gebraucht werden und dann natürlich sofort zur Stelle sein, auch oder besonders, wenn es eher nach einem Date klang.
Rasch packte sie alles zusammen, schnappte sich den Ausdruck und machte sich sofort auf dem Weg, ohne die Echtheit dieser Nachricht zu hinterfragen. Sie gab das Protokoll beim Wachhabenden am Tresen am Eingang ab und joggte beinahe ins nebenliegende kaum genutzte Parkhaus. Es gehörte zu einer Baracke, die einst ein Kaufhaus gewesen war und zu dem das Geld fehlte, es abreißen zu lassen. Sie konnte es kaum erwarten ihn gleich allein zu treffen und ihm dann auch noch bei seiner Arbeit behilflich sein zu können oder eben ihr erstes gemeinsames Date … Aufgeregt nahm sie die verschmutzte Treppe hinunter und ihre Absätze klapperten laut in dem stillen Treppenhaus. Im Polizeirevier und auf der Straße tobte gerade noch das Leben um sie herum und nun fand sie sich in der Stille des leeren Parkdecks wieder. Noch lächelte sie und fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und bevor sie merken konnte, dass etwas nicht stimmen konnte, war jemand hinter sie getreten und hatte einen mit Chloroform getränkten Lappen ihr auf Nase und Mund gedrückt. „Schön und so überpünktlich Schätzchen“, hörte sie noch eine schnarrende Männerstimme leise säuseln, bevor sie die Besinnung verlor. Eigentlich wurde sie schon längst an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz in einer Anwaltskanzlei erwartet, wo sie als Empfangssekretärin tätig war.
Eine unbestimmte Melodie summend mit zwei dampfenden Bechern voll Kaffee in der Hand schaute der leitende Kriminalkommissar Jack Fontaine im gläsernen Durchgangszimmer vorbei, wo er eigentlich die reizende Aushilfe erwartet hatte und stutzte. Hatte sie sich nicht gerade eben erst hierher zum Schreiben zurückgezogen?! Nachdem er die junge Bankangestellte zum Ausgang begleitet hatte, war er in die oberste Etage zur Kantine gefahren um den Kaffee zu holen. Gut, er war zweimal kurz aufgehalten worden und in ein Gespräch verwickelt gewesen, aber so lange hatte es doch gar nicht gedauert?! Er betrat das Fotolabor gegenüber, wo ein Mitarbeiter im Kittel sich gerade über einen veralteten Streifen Film beugte. „Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen“, wurde er von Diesem mit einem Seitenblick und schiefen Lächeln begrüßt. Jack schmunzelte nur und überreichte ihm den zweiten Kaffee. „Eigentlich suche ich die Dame von gegenüber?“, fragte er ihn.
„Tut mir leid, von der netten Dame habe ich nicht viel mitbekommen, nur das sie es wohl plötzlich eilig hatte, wieder wegzukommen – ich hörte die Schritte“, erklärte der kräftig gebaute Labor-Assistent, der offensichtlich öfter an Fitnessgeräten trainierte und die unnatürliche Bräune des Sonnenstudios hatte, welche sich deutlich vom weißen Kittel abhob. „Alles klar, danke“, erwiderte Jack, prostete ihm mit seinem Becher zu und kehrte zum leeren Glas Raum zurück. Gedankenverloren klappte er den Laptop zu und entkabelte ihn, während er nebenbei an seinem Kaffee nippte. Das Gerät war ihr aus seiner Abteilung zur Verfügung gestellt worden und er wollte es wieder zurück ins Büro bringen. Er sah sich sorgsam um, aber sie hatte nichts hinterlassen, außer dieser kleinen leuchtenden Haftnotiz, die er vorsichtshalber von der Ablage entfernte und auf den Deckel klebte. Da ihr Name darauf stand, würde sie ihn vielleicht noch brauchen, die Nachricht selber las er nicht, da es vielleicht etwas Privates von ihr war. Je klingelte sein Handy und er wurde zum nächsten Einsatz gerufen, so dass er den tragbaren Computer nur seiner Vorzimmerdame hineinreichen konnte, als er das Gebäude verließ. Die liebenswerte Schreibkraft hatte bestimmt wieder an ihren eigentlichen Arbeitsplatz zurückkehren müssen, sagte er sich. So machte er sich erst mal keine weiteren Gedanken darüber.
Die Entführung
Jill tippte gerade das Protokoll einer Zeugenaussage ab, als ihre Gedanken unvermittelt in die Vergangenheit wanderten und sie sich selbst in der Rolle der verhörten Person sah. In ihrem Verhör damals war es allerdings nicht die Polizei gewesen, von der sie befragt worden war. Aber das hatte sie erst später erkannt. Die Uniformen, die strenge Befragung und dann diese absurden Vorwürfe hatten sie ganz nervös und durcheinander gebracht. Es hatte sich ja dann alles als großes Missverständnis heraus gestellt.
Sie versuchte sich wieder auf ihre Notizen zu konzentrieren und lächelte besonnen, als sie dabei auch an den smarten Polizeikommissar dachte, für den sie Protokoll führte. Ab und zu und auch nur in besonderen Fällen. Sie bewunderte ihn schon länger und war überglücklich nun in seinem Arbeitsbereich aushelfen zu dürfen für kleine Botengänge, Verwaltungstätigkeiten oder Schreibarbeiten. Bisher war sie viel zu schüchtern gewesen, sich mit ihm näher bekannt zu machen und schmachtete ihn nur aus der Ferne an. Er war nicht sonderlich groß aber gut gebaut. Das heißt allerdings auch nicht, dass er ein kleiner Rambo war. Im Gegenteil, er war eher etwas schlank und zierlich. Sein Haar war rötlich-golden, seine strahlend blauen Augen ließen ihr Herz höher schlagen und sein Lächeln konnte sie ganz aus dem Konzept bringen.
Erschrocken bemerkte sie eine Reihe voller „G´s“ als sie vor lauter Träumerei die Taste zu lange gehalten hatte. Schnell löschte sie alle bis auf einen und sah sich verstohlen um. Sie saß in einem kleinen verglasten Zwischenraum, der nur Platz hatte für einen kleinen viereckigen Tisch mit Laptop, Drucker daneben und einem Sitzplatz davor, der direkt an der gläsernen Wand stand, durch die sie auf den belebten Flur schaute. Aber es hatte keiner auf sie geachtet. Hinter ihr auf der anderen Seite stand ein schlichtes schwarzes Ledersofa. Sie schrieb bereits an den letzten paar Sätzen und überflog danach noch einmal kritisch ihren Text. Das Protokoll sollte für ein laufendes Verfahren einer abgeschlossenen Ermittlung bei Gericht sein. Es war eine Aussage einer Bankangestellten, die bei einem Banküberfall anwesend war. Ihr Text war kurz und knapp gehalten, wies nur Fakten auf ohne viel Schnörkeleien und da sie auch keine weiteren Schönheits- oder Rechtschreibfehler fand, druckte sie das Protokoll aus.
Sie wollte gerade nach einer Umlaufmappe greifen, neben dem Drucker war eine kleine Ablage, als ihr eine Notiz auf neonleuchtendem Papier auffiel. Sie hatte gar nicht bemerkt, das sie dort auf den Mappen hinterlassen wurde und zu Beginn ihrer Schreibarbeit, da war sie sich sicher, noch nicht dort klebte. „Post it“ nannte man so etwas in neumoderner Bürosprache. Mrs. Sanders, war darauf geschrieben, ihr Name und weiter:
Ich brauche Sie als neutrale Begleiterin bei einer kurzen Observation eines Cafe´s. Treffpunkt gleich um 11 Uhr, Parkhaus nebenan, Deck Minus 1 am Fahrstuhl, falls es ihre Zeit zulässt.
Die Unterschrift ließ ihr Herz höher schlagen und ihre Hände zitterten. Es war die Unterschrift ihres umschwärmten Kommissars. Unbedingt wollte sie von ihm gebraucht werden und dann natürlich sofort zur Stelle sein, auch oder besonders, wenn es eher nach einem Date klang.
Rasch packte sie alles zusammen, schnappte sich den Ausdruck und machte sich sofort auf dem Weg, ohne die Echtheit dieser Nachricht zu hinterfragen. Sie gab das Protokoll beim Wachhabenden am Tresen am Eingang ab und joggte beinahe ins nebenliegende kaum genutzte Parkhaus. Es gehörte zu einer Baracke, die einst ein Kaufhaus gewesen war und zu dem das Geld fehlte, es abreißen zu lassen. Sie konnte es kaum erwarten ihn gleich allein zu treffen und ihm dann auch noch bei seiner Arbeit behilflich sein zu können oder eben ihr erstes gemeinsames Date … Aufgeregt nahm sie die verschmutzte Treppe hinunter und ihre Absätze klapperten laut in dem stillen Treppenhaus. Im Polizeirevier und auf der Straße tobte gerade noch das Leben um sie herum und nun fand sie sich in der Stille des leeren Parkdecks wieder. Noch lächelte sie und fuhr sich nervös mit der Zungenspitze über die Lippen und bevor sie merken konnte, dass etwas nicht stimmen konnte, war jemand hinter sie getreten und hatte einen mit Chloroform getränkten Lappen ihr auf Nase und Mund gedrückt. „Schön und so überpünktlich Schätzchen“, hörte sie noch eine schnarrende Männerstimme leise säuseln, bevor sie die Besinnung verlor. Eigentlich wurde sie schon längst an ihrem eigentlichen Arbeitsplatz in einer Anwaltskanzlei erwartet, wo sie als Empfangssekretärin tätig war.
Eine unbestimmte Melodie summend mit zwei dampfenden Bechern voll Kaffee in der Hand schaute der leitende Kriminalkommissar Jack Fontaine im gläsernen Durchgangszimmer vorbei, wo er eigentlich die reizende Aushilfe erwartet hatte und stutzte. Hatte sie sich nicht gerade eben erst hierher zum Schreiben zurückgezogen?! Nachdem er die junge Bankangestellte zum Ausgang begleitet hatte, war er in die oberste Etage zur Kantine gefahren um den Kaffee zu holen. Gut, er war zweimal kurz aufgehalten worden und in ein Gespräch verwickelt gewesen, aber so lange hatte es doch gar nicht gedauert?! Er betrat das Fotolabor gegenüber, wo ein Mitarbeiter im Kittel sich gerade über einen veralteten Streifen Film beugte. „Oh, das wäre doch nicht nötig gewesen“, wurde er von Diesem mit einem Seitenblick und schiefen Lächeln begrüßt. Jack schmunzelte nur und überreichte ihm den zweiten Kaffee. „Eigentlich suche ich die Dame von gegenüber?“, fragte er ihn.
„Tut mir leid, von der netten Dame habe ich nicht viel mitbekommen, nur das sie es wohl plötzlich eilig hatte, wieder wegzukommen – ich hörte die Schritte“, erklärte der kräftig gebaute Labor-Assistent, der offensichtlich öfter an Fitnessgeräten trainierte und die unnatürliche Bräune des Sonnenstudios hatte, welche sich deutlich vom weißen Kittel abhob. „Alles klar, danke“, erwiderte Jack, prostete ihm mit seinem Becher zu und kehrte zum leeren Glas Raum zurück. Gedankenverloren klappte er den Laptop zu und entkabelte ihn, während er nebenbei an seinem Kaffee nippte. Das Gerät war ihr aus seiner Abteilung zur Verfügung gestellt worden und er wollte es wieder zurück ins Büro bringen. Er sah sich sorgsam um, aber sie hatte nichts hinterlassen, außer dieser kleinen leuchtenden Haftnotiz, die er vorsichtshalber von der Ablage entfernte und auf den Deckel klebte. Da ihr Name darauf stand, würde sie ihn vielleicht noch brauchen, die Nachricht selber las er nicht, da es vielleicht etwas Privates von ihr war. Je klingelte sein Handy und er wurde zum nächsten Einsatz gerufen, so dass er den tragbaren Computer nur seiner Vorzimmerdame hineinreichen konnte, als er das Gebäude verließ. Die liebenswerte Schreibkraft hatte bestimmt wieder an ihren eigentlichen Arbeitsplatz zurückkehren müssen, sagte er sich. So machte er sich erst mal keine weiteren Gedanken darüber.
Lyriel - 3. Jul, 14:18